Die Geistergeburt – ein Mysterienspiel

Ende der 80er Jahre kam der Gedanke auf, auch für die Binsengeister einen Tanz oder ähnliches zu schaffen. Der damalige Vogt Helmut Grüner und die Mitglieder Franz-Josef Grießer, Walter Meyer und Wolfgang Merk trafen sich zum Gedankenaustausch. Schnell stand fest, daß „ein Tänzle“ für die Binsengeister nicht das Passende sei, sondern daß es etwas Mystisches, Magisches sein müsse, und man kam auf die Idee, die „Erschaffung“ eines Binsengeistes darzustellen. Nach vielen Treffen und Besprechungen konkretisierte sich dann der Ablauf der „Geistergeburt“.

Die Binsengeister als Wesen aus dem Binsengürtel am See, also aus dem Grenzbereich zwischen festem Land und dem offenen Wasser, werden erschaffen aus ebendiesen Elementen. Für das Element „Wasser“ stehen zwei Nöcks (Wassergeister), für das Element „Land“ treten drei Kräuterweiber auf. Das Ganze spielt am Ufer des Bodensees, in der Nähe der Binsen.

Im Zentrum des Geschehens steht ein alter hohler Baumstumpf, den es hier angeschwemmt hatte. Die einzelnen Figuren geben nun die für ihr Element typischen Zutaten mit den entsprechenden Sprüchen in die hohle Wurzel. Das Ganze kann jedoch nur gelingen, wenn eine über diesen Figuren stehende Macht, dargestellt durch einen "Weisen Mann", durch seine Beschwörungen den Zauber vervollständigt.

Nach seinem letzten Zauberspruch:

„Und beim nächsten Schrei der Möwen wird es Zeit für dich, du Geist der Binsen, der du gemacht aus unsrem Willen, hervorzukommen aus dem Nichts, hineinzutreten in die Welt der Fasnacht!“

erhebt sich aus der hohlen Wurzel ein kleiner Binsengeist. Er macht sich auf in Richtung Binsen, um die anderen Binsengeister zu erwecken und in die Fasnacht zu führen.

Ursprünglich aufgeführt (erstmals 1989) auf der Galgeninsel in der Reutiner Bucht (was aufgrund des später hier ausgewiesenen Natur- und Landschaftsschutzgebiets nicht mehr möglich ist), findet die Geistergeburt jedes Jahr zu Beginn der Fasnacht im Toskanapark statt, mit anschließender Aufnahme der neuen Mitglieder und dem traditionellen Fischessen der Binsengeister.